Bringt es finanzielle Erleichterung, wenn man Gemüse anbaut oder wenn man Hühner hält? Spart man durch den Anbau im eigenen Garten vielleicht sogar richtig Geld? Oder ist es sogar möglich, Geld mit seinem Garten zu verdienen?
Geldsparen war eines meiner Ziele, als ich vor zwei Jahren mit dem Anbauen von Gemüse angefangen hatte. Ich dachte mir: Wenn ich wenigstens einen Teil unserer Grundversorgung aus dem Garten einbringen kann, spare ich die Kosten für Gemüse oder für Eier und letztlich bleibt uns mehr – bei gesünderem Essen. Mit dieser Idee werden viele die Selbstversorgung starten. Man wäre nicht nur „unabhängig“ vom Supermarkt, sondern hätte auch im Einkommen vom Gartenbau Vorteile. Vielleicht kennt ihr die Geschichten, bei denen besonders erfolgreiche Kleingärtner und Urban-Farmer sogar so viel Lebensmittel ziehen, dass sie überschüssiges Gemüse oder einige Eier verkaufen können.
Spart anbauen im eigenen Garten wirklich Geld?
In unserem Garten war das Gegenteil der Fall. Das Projekt Garten war vermutlich eines der kostspieligsten Angelegenheiten, die ich mir in den letzten beiden (Corona-) Jahren geleistet habe. Da ist soviel Geld hinein geflossen, dass es vielleicht sogar für Jahrzehnte Gemüse kaufen reichen würde – und der Ertrag war trotzdem bescheiden.
Das lag an einem verregneten Sommer in 2021, und (vermutlich wichtiger) am fehlenden Know-How meinerseits. Bevor ich erzähle, was mich beim Selbstversorger bisher so richtig Geld gekostet hat, mein Resümee vorab: Vielleicht ist es möglich, mit eigenem Anbau Geld zu sparen, aber nur, wenn Du die perfekte Infrastruktur bereits hochgezogen hast und wenn Du genau weisst, was du tun musst, um maximale Erträge zu erwirtschaften UND wenn Du dann außerdem noch so konsequent bist, ES auch zu tun. Das bedeutet eigentlich jeden Tag arbeiten und keine nennenswerten Pausen einzulegen – beispielsweise weil man mal schlecht drauf ist und der selbstgezogene Mais derweil im Regen verschimmelt, statt geerntet zu werden. Dann ist es aber ein richtiger Job.
Kann man mit eigenen Hühnern Geld verdienen?
So lieb wir sie haben und so gut die Eier unserer Hühner auch schmecken – würde ich mich mal ernsthaft niedersetzen und die Kosten der Hühnerhaltung zusammen rechnen (vom Stallkauf 2x über Equipment , Futter bis hin zum Tierarzt) stünden mehrere Tausend Euro auf dem Deckel. Wieviel Eier muss Huhn Lotti nur legen, um das wieder reinzuholen? Und wir essen noch nicht mal täglich ein Ei. Geschätzt habe ich hier in etwa 3.500 Euro eingezahlt. Gehen wir davon aus, dass Legehenne Lotti jeden Tag ein Ei legt, und das Ei 69 Cent wert ist, müsste sie 13 !! Jahre arbeiten (ohne Futter). Und wieviel Essen könnte man vom 3.500 Euro eigentlich kaufen? Jetzt schauen wir uns meine Zeit an: Hätte ich einen 450-Euro Nebenjob angenommen in der Zeit, in der ich mich mit den Hühnern befasst habe, könnte ich weitere 3.000 Euro verdient haben; also 26 Jahre Arbeit für Lotti. Hätte man(n) im Vorfeld gewusst, was man wie tun muss (ich hatte nunmal überhaupt keine Ahnung von Hühnerhaltung) wäre es zwar deutlich günstiger geworden. Geld verdienen oder zumindest Einkaufskosten minimieren funktioniert aber nach meiner Erfahrung nur dann, wenn man sich um die Tiere nicht weiter kümmert. Fahrt ihr mit einem Hühnchen zum Tierarzt, ist die Gewinn- „Marge“ dahin. Wer weiß, was er tut und entsprechende Erfahrung hat, kann Hühner natürlich auch züchten und sie bspw. auf Ebay verkaufen. Wir würden das nicht übers Herz bringen. Potenzial zum Geldverdienen liegt hier aber schon – reich wird man aber auch hier nicht.
Kosten für die Gemüsebeete übersteigen (meist) den Ertrag
Im brütend-heißen 2020er Sommer hatte ich eine wahnsinns-Tomatenerente. Jedoch war es mein erstes Jahr und nachdem keine Beete vorhanden waren, musste ich Töpfe und Erde kaufen. Außerdem noch Stangen. Jede Menge Stangen. Eine Stange kostet 1-3 Euro. Also habe ich in die Tomaten bestimmt ebenfalls zwischen 100 Euro und 200 Euro gesteckt. Zumindest benutze ich Erde, Töpfe und Stangen heute noch. Das kann sich über die Jahre schon rechnen. Wer jedoch richtig Anbauen möchte, muss die Tomaten überdacht stellen. Im nassen 2021 ist keine einzige Pflanze durchgekommen, sie sind einfach verschimmelt – obwohl ich wirklich gut und vielversprechend begonnen habe. Zum Bau der Überdachung fallen wieder Kosten an.
Zeitproblem Garten
Um ertragreich zu arbeiten reicht es nicht, ab und an mal die Hacke zu schwingen. Man darf sich keine Pausen gönnen und alles muss top-durchstrukturiert sein – also nimmt man sich auch Hausaufgaben mit „ins Haus“. Diese Zeit lässt sich nicht mehr investieren, beispielsweise in eine andere Arbeit. So entgehen Dir Einnahmen aus Arbeit während Du für lausige Erträge im Garten wurschtelst. Betrachtest Du es nicht als Hobby oder wenigstens als Fitnesskurs, ist die Zeit im Garten aus meiner Sicht wenig gewinnbringend sondern leider eher ein Kostenfaktor.
Fazit: Garten ist für mich mehr Spaß als lohnendes Hobby
Für mich steht der Spaß, etwas mit meinen eigenen Händen zu schaffen oder den Hühnchen beim Huhn-sein zuzuschauen inzwischen im Fokus. Zum gewinnorientierten Garten fehlt mir (noch) die Kompetenz und wohl auch die Härte. Aber wenn es zum Job wird, macht es auch immer weniger Freude, denn dann muss man arbeiten….
Ich habe mein Ziel der kostensparenden, teilweisen Selbstversorgung übrigens trotzdem noch immer im Blick, jedoch glaube ich nicht, dass ich es dieses oder nächstes Jahr erreichen werde. Garten-anbauen muss eben wohl, wie jeder andere Beruf, mühsam erlernt werden.
Wer ins kalte Wasser springt, macht sich nur nass, aber wird halt am Anfang nicht schnell schwimmen sondern schlimmstenfalls absaufen.

2 Gedanken zu “Spart Selbstversorgung Geld? Lohnt es sich finanziell, den eigenen Garten zu bewirtschaften und Nahrung anzubauen? Kann man Geld verdienen?”